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Technische Analyse verstehen

Von Gil Blake, Chefanalyst des QuantumCompute Handelsinstituts

Liebe Anlegerinnen und Anleger,

nachdem wir uns in unserem letzten Beitrag mit den Grundlagen der Aktienanalyse beschäftigt haben, möchte ich heute tiefer in die faszinierende Welt der technischen Analyse eintauchen. In meinen drei Jahrzehnten als professioneller Trader hat sich die technische Analyse als unverzichtbares Werkzeug für die Identifizierung optimaler Ein- und Ausstiegspunkte erwiesen.

Was ist technische Analyse?

Die technische Analyse basiert auf der Prämisse, dass sich alle relevanten Informationen bereits im Kursverlauf widerspiegeln und dass sich Preismuster tendenziell wiederholen. Anders als die Fundamentalanalyse, die sich mit dem inneren Wert eines Unternehmens befasst, konzentriert sich die technische Analyse auf die Psychologie des Marktes, die sich in Preisbewegungen und Handelsvolumen manifestiert.

Die wichtigsten Elemente der technischen Analyse

1. Chartmuster und Formationen

Chartmuster sind visuelle Formationen, die bestimmte Marktbedingungen signalisieren:

  • Trendfortsetzungsmuster: Wie Flaggen, Wimpel und Dreiecke deuten auf eine Fortsetzung des bestehenden Trends hin.
  • Trendumkehrmuster: Formationen wie Kopf-Schulter, Doppel-Top/Bottom oder runde Böden signalisieren potenzielle Trendwenden.

In meiner Handelspraxis habe ich festgestellt, dass besonders die Kombination dieser Muster mit Volumenbestätigung zuverlässige Signale liefert.

2. Trendlinien und Trendkanäle

Eine Trendlinie verbindet aufeinanderfolgende Hochs oder Tiefs und visualisiert die Richtung des Marktes:

  • Aufwärtstrend: Verbindung aufeinanderfolgender höherer Tiefs.
  • Abwärtstrend: Verbindung aufeinanderfolgender niedrigerer Hochs.
  • Trendkanal: Entsteht, wenn sowohl Hochs als auch Tiefs parallel verlaufen.

Meine Erfahrung zeigt: Je länger ein Trend besteht und je öfter eine Trendlinie bestätigt wird, desto signifikanter ist der eventuelle Durchbruch.

3. Unterstützungs- und Widerstandszonen

Diese Preisbereiche stellen psychologische Barrieren dar:

  • Unterstützung: Preisbereich, in dem die Nachfrage stark genug ist, um einen Kursrückgang zu stoppen.
  • Widerstand: Preisbereich, in dem das Angebot stark genug ist, um einen Kursanstieg zu bremsen.

Ein wichtiges Prinzip: Durchbricht der Kurs eine Unterstützung oder einen Widerstand, tauschen diese oft ihre Rollen – aus Widerstand wird Unterstützung und umgekehrt.

4. Technische Indikatoren

Diese mathematischen Berechnungen basieren auf Preis und/oder Volumen und bieten zusätzliche Einblicke:

  • Trendfolgende Indikatoren: Wie Moving Averages oder MACD helfen, bestehende Trends zu identifizieren.
  • Oszillatoren: Wie RSI (Relative Strength Index) oder Stochastik identifizieren überkaufte oder überverkaufte Bedingungen.
  • Volumenindikatoren: Wie On-Balance-Volume oder Volume Price Trend analysieren die Stärke eines Trends.

Mein persönlicher Favorit ist die Kombination aus dem 20-Tage-Exponentiellen Gleitenden Durchschnitt, dem MACD und dem RSI, die zusammen ein umfassendes Bild der Marktdynamik bieten.

Meine bewährte Drei-Schritt-Methode zur technischen Analyse

In meiner langjährigen Karriere habe ich einen systematischen Ansatz entwickelt:

Schritt 1: Identifizieren Sie den übergeordneten Trend

Beginnen Sie mit der Analyse des langfristigen Charts (Wochen- oder Monatschart). Bestimmen Sie, ob wir uns in einem Bullen-, Bären- oder Seitwärtsmarkt befinden. Erinnern Sie sich an die goldene Regel: “Der Trend ist dein Freund.”

Schritt 2: Identifizieren Sie Schlüsselzonen

Markieren Sie wichtige Unterstützungs- und Widerstandszonen. Achten Sie besonders auf Bereiche, die mehrfach bestätigt wurden oder mit runden Zahlen zusammenfallen, die oft psychologische Bedeutung haben.

Schritt 3: Bestimmen Sie optimale Ein- und Ausstiegspunkte

Nutzen Sie kurzfristigere Charts und Indikatoren, um präzise Ein- und Ausstiegspunkte zu finden. Suchen Sie nach Bestätigungen durch mehrere Indikatoren und Volumenmuster.

Typische Fehler und wie Sie diese vermeiden

  1. Überanalyse: Zu viele Indikatoren führen oft zu widersprüchlichen Signalen. Beschränken Sie sich auf 3-4 Indikatoren, die Sie gut verstehen.

  2. Ignorieren des Marktumfelds: Technische Analyse funktioniert am besten, wenn sie im Kontext des breiteren Marktumfelds betrachtet wird.

  3. Vernachlässigen des Risikomanagements: Kein Analysewerkzeug ist unfehlbar. Setzen Sie immer Stop-Loss-Orders und definieren Sie Ihr Risiko im Voraus.

Praktische Übung für den Einstieg

Ich empfehle Anfängern, mit dieser einfachen Übung zu beginnen:

  1. Wählen Sie 5-10 Aktien aus verschiedenen Sektoren.
  2. Zeichnen Sie Trendlinien und identifizieren Sie Unterstützungs-/Widerstandszonen.
  3. Fügen Sie einen einfachen Indikator wie den 50-Tage-Durchschnitt hinzu.
  4. Führen Sie ein Handelsjournal und notieren Sie Ihre Beobachtungen über 4-6 Wochen.

Ich bin überzeugt, dass Sie mit regelmäßiger Übung bald Muster erkennen werden, die für das bloße Auge zunächst unsichtbar erscheinen.

Denken Sie immer daran: Technische Analyse ist sowohl Wissenschaft als auch Kunst. Sie erfordert Disziplin, kontinuierliches Lernen und regelmäßige Praxis.

Wenn Sie Fragen zur technischen Analyse haben oder bestimmte Chartmuster besprechen möchten, steht Ihnen unsere Assistentin Anna Keller gerne zur Verfügung.

Mit den besten Wünschen für Ihre Handelserfolge,

Gil Blake
Chefanalyst
QuantumCompute Handelsinstitut